Die Gesundheit der Mitarbeitenden ist für Unternehmen ein bedeutender Erfolgsfaktor. Dazu gehören nicht nur die "körperliche Fitness", sondern auch die psychische Belastbarkeit und die Sinnorientierung. Welchen Beitrag können Glaube, Gebet und Spiritualität dazu leisten?
Langlebigkeit ist in der Bibel ein Zeichen des Segens Gottes, das den Glaubenden verheissen ist. Dies kann heute durch eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Studien belegt werden. Eine 2011 publizierte Meta-Analyse, also eine Zusammenfassung der 43 besten Studien, zeigte, dass Menschen mit höherer Religiosität eine um 18 Prozent reduzierte Sterblichkeit haben. Das ist eindrücklich und entspricht der Wirkung eines potenten Medikamentes. Der Glaube fördert also Gesundheit und Langlebigkeit und ist damit salutogen.
Eine gesundheitsfördernde Kraft
Dabei spielt der Lebensstil eine wichtige Rolle. Gläubige Menschen ernähren sich ausgewogener, bewegen sich mehr, haben einen besseren Schlaf, weniger Nikotin- und Alkoholkonsum, stabilere Beziehungen, mehr positive Emotionen, sind dankbarer, zeigen eine höhere Vergebungsbereitschaft und haben bessere Bewältigungsmöglichkeiten. Die Kombination all dieser Faktoren liegt der gesundheitsfördernden Wirkung des Glaubens zu Grunde und macht diese nachvollziehbar.
Der Glaube als Quelle von Sinn und Resilienz
Der Glaube stiftet Sinn. Mein Leben und meine Arbeit in einem grösseren Zusammenhang zu sehen, schafft eine neue Perspektive. Die Arbeit wird zum Dienst an Gott und an den Menschen und damit sinnstiftend. Sinnerfüllung wirkt sich positiv auf die psychische Gesundheit, die Belastbarkeit (Resilienz) und die Leistungsfähigkeit aus. In einer eigenen Untersuchung konnten wir zeigen, wie die Sinnorientierung den Langzeiterfolg psychiatrischer Behandlungen beeinflusst. Auch ein Arbeitsumfeld, in dem die Mitarbeitenden Wertschätzung erfahren und Mitverantwortung übernehmen können, wirkt stärkend und sinnstiftend.
Das Gebet als persönliche Kraftquelle und Bewältigungsform
Das Gebet findet sich in allen religiösen Traditionen. Es ist die zentrale Glaubenspraxis, die viele Formen kennt. Das persönliche Gebet ist Ausdruck der Beziehung zu Gott, an den ich mich aus Dankbarkeit, aber auch in Not wende. Im Gebet bewältige ich meine Alltagsbelastungen ("ora et labora"). Dazu können auch gesundheitliche Herausforderungen gehören. Wir haben Patienten untersucht, die sich einer Herzoperation unterziehen mussten. Diejenigen, die das persönliche Gebet pflegten, hatten einen kürzeren Spitalaufenthalt und weniger Komplikationen. Das Gebet im betrieblichen Umfeld zu fördern, hat günstige Auswirkungen auf die Alltagsbewältigung und damit auch auf die Gesundheit der Mitarbeitenden.
Workplace Spirituality als betriebliche Gesundheitsförderung?
Die Bedeutung der "Ressource Spiritualität" für die körperliche und psychische Gesundheit ist durch zahlreiche wissenschaftliche Studien gut belegt. Das jüngste Standardwerk dazu ist das "Handbook of Religion and Health" von Prof. Harold Koenig, das Ende 2023 erschienen ist und alle wissenschaftlichen Arbeiten der letzten 10 Jahre zusammenfasst. Wenn es also gelingt, Glaube und Gebet in der Unternehmenskultur zu verankern, was im Englischen als "Workplace Spirituality" bezeichnet wird, dann ergibt sich für den Betrieb ein weiterer Gewinn: die Gesundheit der Mitarbeitenden wird nachhaltig gestärkt. In diesem Sinn ist Workplace Spirituality immer auch betriebliche Gesundheitsförderung.
Dr. med. René Hefti, Leiter des Forschungsinstitutes für Spiritualität und Gesundheit FISG, Dozent für psychosoziale Medizin an den Universitäten Bern und Basel, Ärztlicher Consultant in der Klinik SGM in Langenthal
PS: Die Literaturangabe lasse ich dir auf Anfrage gerne zukommen (rene.hefti@rish.ch)